5. Blog | Halbzeit

(english on next page)

Krass, mittlerweile ist es auch bei uns schon Halbzeit. Die Zeit vergeht hier wie im Flug und wir haben uns schon so sehr an das Leben hier unten gewöhnt. Oder sollten wir lieber sagen hier oben 😉. Denn viele wissen das nicht aber in Johannesburg, genauer gesagt bei Andy zu Hause, stehen wir 1’623 Meter über dem Meer. Im Vergleich: Bei uns in Uzwil sind es gerade mal 560 Meter.
Johannesburg ist mit 5.635 Millionen Einwohnern die grösste Stadt Südafrikas. Jedoch leben wir während diesen drei Monaten nicht direkt in der Stadt selbst. Wir befinden uns in einer kleiner Nebenregion, namens Northriding, gerade oberhalb von Johannesburg.
Südafrika hat ein bisschen ein anderes System, wenn es zu den Themen Regionen und Hauptstädten kommt. Insgesamt gibt es nämlich neun Provinzen, die man in der Schweiz mit Kantonen vergleichen kann – nur halt viel grösser. Jede Provinz hat eine eigene Hauptstadt. So ist die Hauptstadt der Provinz «Westkap» Kapstadt. Die Hauptstadt der Provinz «Ostkap» ist Bhisho, usw. Wir hier leben in der Provinz Gauteng und da ist logischerweise Johannesburg die Hauptstadt. Gauteng ist auch die grösste Provinz mit insgesamt 15.8 Millionen Einwohnern. Zusammengefasst haben wir hier also neun Provinzen und neun Hauptstädte, richtig? Nicht ganz, denn in Südafrika hat man noch drei weitere zusätzlich übergeordnete Hauptstädte bestimmt, wobei jede für eine der drei Gewalten zuständig ist. Kapstadt ist die Hauptstadt der Legislative, in Pretoria ist der Hauptsitz der Exekutive und der Sitz der Judikative ist in Bloemfontein.
In Südafrika herrschen, bis auf den Sommer, ähnliche Temperaturen wie in der Schweiz. Der Sommer hat hier schon ca. 7 Grad mehr, jedoch ist der Winter ebenfalls kalt – nur halt ohne Schnee. Und die Jahreszeiten sind auch einmal komplett auf den Kopf gestellt: Wenn bei euch Sommer ist, haben wir hier Winter, euer Herbst ist unser Frühling, Weihnachten wird hier im Sommer gefeiert und wenn ihr Frühling habt, fallen bei uns die Blätter von den Bäumen.
In Südafrika hatten wir bis zum letzten Wochenende genau die gleiche Uhrzeit wie in der Schweiz. Da ihr aber in der Nacht vom 30. Oktober die Zeit umgestellt habt, sind wir nun eine Stunde vor euch.
Zu der Geschichte von Südafrika, bezüglich Apartheid und dergleichen, werden wir euch in den nächsten Blogs mehr erzählen.

Zweiter Besuch von Rouvens Verwandtschaft

Am Samstag, dem 22. Oktober, war es endlich so weit. Rouvens Eltern und zwei Freunde von ihnen kamen vorbei und werden ihn besuchen. Rouven war aber noch nicht aufgeregt, da wir zuerst noch ein weiteres Event hatten: Schiessen stand erneut vor der Türe!
Immer einmal im Monat treffen wir uns mit unseren Schweizer Schiesskollegen und zielen auf die Scheibe.
Wir kamen so gegen 09:30 Uhr an und stellten alles wieder auf – wie beim letzten Mal als wir dort waren. Danach wurde das Gewehr herausgeholt und geschossen. Das Schiessen musste jedoch frühzeitig abgebrochen werden, da es anfing zu regnen und zu donnern. Ja, dies war der erste Tag seit April, an dem es wieder mal so richtig regnete. Immerhin konnten Urs, Rouven wie auch Andy noch schiessen. Geplant war, dass wir nach dem Einzelschiessen ein Gruppenschiessen absolvieren, aber dies mussten wir wohl oder übel auf das nächste Mal verschieben.
Aufgrund des Regens kamen wir dementsprechend früh zu Hause wieder an. Rouvens Eltern sollten gegen 16:15 Uhr landen und ca. um 18:30 Uhr bei uns sein. Da sie aber 45 Minuten später landeten und Probleme mit den Mobilen Daten hatten, kamen sie um die geplante Zeit noch nicht an. Sandra fragte Rouven immer wieder: «Wo sind sie denn?». Aber der wusste genau so viel wie Sandra selbst, da sie nie das Telefon abnahmen.
Dann endlich riefen sie an, schickten ihren Standort und fragten, wo wir denn seien. Nachdem Rouven bemerkte, dass es mehrere Adressen mit dem Namen «311 Boundary Road» gibt und sie genau zur falschen Adresse fuhren, rief er sie wieder an und schickte seinen Standort, damit sie zu ihm fahren konnten. Es war ein Hin und Her, aber schliesslich fuhren sie um 19:50 Uhr durch unser Tor, bei dem Rouven aufgeregt wartete.
Zuerst wurden alle herzlichst begrüsst und in die Arme geschlossen. Dann hörten Urs und Rouven, wie Eli (Freundin von Rouvens Eltern) mit Sandy auf Italienisch kommunizierte. «Na toll, eine Sprache mehr», dachten wir uns. In den nächsten Stunden wurden somit drei verschiedene Sprachen gesprochen.
Doch keine lange Rede, denn wir mussten schon wieder weiter. Sandra hatte nämlich acht Plätze in einem Restaurant auf 20:00 Uhr reserviert. Da die Familie so spät ankam, fuhren wir nach dem Abladen des Gepäcks gleich los. Ziel war das «Carnivore» Restaurant, welches bekannt für die vielfältige Fleischsorten ist. Von Krokodil zu Zebra zu Blessbock zu ganz normalem Fleisch war eigentlich alles dabei. Dies gefiel uns natürlich sehr, da wir alle Fleisch mögen. Die Kellner kamen immer wieder vorbei und schnitten gerade vom Spiess direkt auf unseren Teller. Wir konnten passen oder probieren. Wenn der Magen schon langsam voll ist, kann man auch einfach «a little bit» sagen, damit man noch von den anderen Sorten probieren kann. Das Restaurant war extrem schön gestaltet und das Essen war auch top. Wir können uns vorstellen, dass wir wieder mal hier speisen werden.
Zu Hause angekommen, tauschten wir uns weiterhin aus und tranken einen wohlverdienten Appenzeller, bis wir schliesslich alle ins Bett gingen.
Am nächsten Morgen standen wir ausgeschlafen gegen 09:00 Uhr auf. Andy zeigte der Familie, mit Rouven und Urs zusammen, sein Anwesen. Danach wurde ausserordentlich gefrühstückt und Rouven bekochte alle mit Rührei. Im Verlauf des Tages organisierten wir neue SIM-Karten, schauten kurz Marco Odermatts Sieg im ersten Riesenslalom, kauften Fleisch für den Abend ein, besichtigten Andys Garage wie auch sein Siegerauto und tauschten uns lange über die vergangenen Wochen aus. Natürlich lernte Rouvens Familie noch alle Haustiere kennen. Am Abend gab es selbstgemachte Pasta mit Bolognese und ein zartes Filet.
Nach einer intensiven Jass-Runde, welche Rouven und sein Vater für sich entscheiden konnten, verabschiedeten wir uns langsam und gingen ins Bett. Rouven und Urs müssen nämlich am nächsten morgen früh auf sein, da sie normal zur Arbeit gehen. Für Rouvens Verwandtschaft fangen die Ferien aber erst jetzt richtig an, da sie eine 13-tägige Safarireise mit unterschiedlichen Unterkünften vor sich haben.
Vielen Dank an Edith, Marcel, Eli und Edi, dass ihr zu Besuch wart und einen Einblick in unser Leben in Südafrika gewagt habt. Es bedeutete Rouven sehr viel und er hatte eine Riesenfreude!

Bungee-Jumping

Um etwas vorzugreifen: Wir diskutierten logischerweise schon vor der Abreise, was wir alles während unseres Aufenthaltes machen wollen. Eine Idee war das Bungeejumpen zwischen den «Soweto-Towers». Wir waren aber noch nicht fester Überzeugung, da wir zuerst sicherstellen wollten, wie sicher das Bungee-Jumping in diesem Land ist. Nachdem uns Andy erklärte, dass es eigentlich sehr sicher ist, er noch nie über einen Unfall gelesen hatte und wir am Sonntag (30. Oktober) noch nichts Grosses vor hatten, entschlossen wir uns zu gehen. «Wenn dort mal ein tödlicher Unfall oder sonst irgendwas passiert wäre, dürften die das sicher nicht mehr machen», so Andy. Zudem sagte er, dass er selbst aber nicht springe, jedoch würde er uns mit seiner Kamera fotografieren und filmen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl sassen wir ins Auto und fuhren los.
Die Soweto Türme sind ehemalige Kühltürme für ein Kohlekraftwerk, welches 1955 eröffnet und 1998 schliesslich abgestellt wurde. Heute sind die Türme zur Unterhaltung gedacht. Man kann zwischen den Kühltürmen Bungeejumpen, einen freien Fall im Inneren des linken Turms aus einer Höhe von ca. 40 Meter ausführen oder einfach bei der Bar etwas trinken.
Nach einer ca. 30-minütigen Fahrt sahen wir die Townships von Soweto, sowie auch die Türme, welche mit über 100 Metern ordentlich herausstechen, da die Townships nur aus einstöckigen Häusern bestehen. Als wir schliesslich ankamen, sahen wir sie also ganz: Die Soweto Türme. Die Türme, von denen wir 100 Meter in die Tiefe springen werden. Zumindest war dies der Plan.
Im Hintergrund lief lockere Musik und als wir zum Anmeldehaus gingen, sahen wir immer wieder einige Springer. Es schauten einige Leute zu, klatschten und jubelten. Als wir an einer Gruppe vorbeiliefen, fragte uns eine Frau, ob wir auch springen werden. Wir nickten beide woraufhin ihre Antwort «Oh, gosh» war. Wir drehten uns um und liefen weiter, im Glauben, dass wir das gerade nicht gehört hatten. Angekommen im Anmeldehaus wurden wir gewogen und mussten einige Zettel ausfüllen. Bei diesem Jumping-Spot wird ohne Voranmeldung gearbeitet – man kommt einfach, meldet sich an, bezahlt und springt. Ein Sprung kostet 630 Rand was umgerechnet gerade einmal 34 CHF sind. Zum Vergleich: In der Schweiz bezahlt man dafür um die 150 CHF. Möchte man Fotos und Videos haben, steigt der Preis relativ schnell auf über 1’000 Rand. Gut für uns, da Andy ja seine Kamera dabeihatte und uns von unten gut fotografieren konnte.
Der Kassierer sagte unter anderem, dass wir das Geld nicht zurückbekommen, wenn wir nicht springen würden. «Na gut, wie wollen wir das jetzt wissen», dachten wir uns und bezahlten letztendlich.
Nachdem uns der Klettergurt angebracht wurde, wir ein kurzes Briefing bekamen und eine Weile warteten, stiegen wir mit sieben anderen Leuten in den Lift, welcher entlang der Wand vom linken Turm verläuft. Da dieser mit drei Motoren funktioniert, bei jedem Motorenwechsel kurz anhält und weiterfährt, erschraken wir uns am Anfang ziemlich alle und dachten, ob das wohl wirklich so sicher ist. Als wir nun endlich oben angekommen sind realisierten wir die Höhe und hatten einen riesigen Respekt. Jetzt wussten wir, dass es losgeht:
Urs kam zuerst dran und lief auf die Brücke, während sich der Rest auf dem linken Turm hinsetzte und die Aussicht genoss. Auf dem Weg zur Absprungplatte wackelt die Brücke ein wenig. Da das Netz aber sogar über einem ragt, war dies jedoch kein Problem – zumindest für uns nicht. Bei der Absprungplatte setzt man sich ebenfalls und wartet, bis das Gummiseil vom vorherigen Springer wieder oben ist. Bei der Platte hat es zudem noch drei Helfer, welche ihren Job wirklich gut machen. Sie reden mit einem, beschäftigen einen und beruhigen einen, wenn dies notwendig ist. Bei uns beide war Letzteres nicht notwendig. Zudem achten sie, dass du immer gesichert bis, sprich mindestens ein Karabiner an dir angebracht ist. Sobald das Seil oben ankommt, wird dann der zweite Karabiner angebracht und gesichert. Danach heisst es aufstehen, langsam an die Kante laufen, Arme ausstrecken und nach vorne kippen lassen. Genau dies machte Urs und Rouven sah, wie er 100 Meter in die Tiefe stürzte. «Ich dachte mir nur: Sind wir denn völlig verblödet?», sagte Urs nach dem Sprung ganz euphorisch zu Rouven.
Danach lief Rouven zur Absprungplatte. Ehrlich gesagt dachte ich (also Rouven), dass ich nervöser sein werde, wenn ich dort oben stehe. Aber irgendwie blendet man alles aus, konzentriert sich nur auf sich selbst. Wahrscheinlich nehmen die Helfer einem diese Überwindungsangst, da sie, wie oben schon erklärt, immer wieder mit dir reden. Sind schliesslich beide Karabiner angebracht, geht es ratzfatz. Rouven wollte zuerst noch nach unten schauen, um alles nochmals in sich sacken zu lassen, bevor er abspringt, doch der eine Helfer hob ihm sofort das Kinn, damit er geradeaus schaut. Auch dies machen sie unserer Meinung mit Absicht, damit eine Person mit grosser Höhenangst nicht in Ohnmacht fällt. Dann streckte er die Arme aus und liess sich nach vorne kippen.
Wer Bungee-Jumping kennt, der weiss, dass man, aufgrund der Physik, wieder mit dem Gummiseil hinaufgezogen wird und nochmals herunterfliegen kann. Dies macht man dann so 1.5 Minuten lang, bis man so weit unten ankommt, dass man von weiteren Helfern angehalten und heruntergeholt wird. Rouven lief nach dem ganzen Abmachen sofort zu Urs. Es folgte ein Austausch und wir kamen beide zum Entschluss, dass man nicht einfach dieses normale Adrenalingefühl während einer steilen Achterbahn im Bauch hat. Dieses Adrenalingefühl war hier anders. Nicht einfach im Bauch, sondern eher am ganzen Körper. Da die Intensität jedoch so gross war, spürten wir das reine Adrenalin nicht. Man spürte ein ganz anderes, neues Gefühl – ein Gefühl, das völlig unbeschreiblich ist. Man denkt, man könnte wirklich fliegen und hat nur dieses eine Wort im Kopf: WOW!
Nach dieser ganzen Diskussion gingen wir mit Andy zur Bar, woraufhin wir alle zusammen anstiessen. Wir mussten diesen ganzen Prozess erst einmal verarbeiten und so kam es, dass wir noch eine Weile dort blieben und anderen Springern zuschauten, ehe wir uns auf den Rückweg machten.
Dieser Tag war für uns ein riesiges Highlight und wir danken vor allem Andy, der mitgekommen und die Momente auf digitaler Ebene festgehalten hat.

15 Kommentare

  1. Äs ischt spannänd was iär z’verzellä händ und alläs erläbä tüänd…gnüssänds..diä zit gaht ja so schnell verbi…grüässli😊

  2. So lässig und für mich muetig,ich chönti das niä machä.Händs no guet und dankä viel mal für diä.intressantä Bricht.lg susi us jenaz

  3. Immer wieder total gefesselt lese ich eure Berichte. Vielen Dank. Ich freue mich jetzt schon auf eure nöchsten Abenteuer und wünsche euch weiterhin eine gute Zeit.
    Bis bald. Liebe Grüsse aus der Schweiz.

  4. hallo ihr beiden
    da habt ihr ja wieder viel erlebt, richtig spannend geschrieben, danke euch 🤗.
    So schön, dass war sicher ein emotionaler Besuch 🥰.
    Das ihr Bungee-Jumping gemacht habt,.. toll, das hätte ich nicht gewagt.
    geniesst es weiterhin

    herzliche Grüsse Priska

    1. Hoi Gotti, Hoi Priska
      Danke vielmals, dass du immer wieder so fleissig vorbeischaust und aktiv in unserer Kommentarsektion bist.
      Der Besuch war wirklich mega schön und ich (Rouven) war sehr glücklich, dass sie vorbeigekommen sind.
      Vielleicht getraust du dich ja irgendwann mit dem Bungee-Jumping. Wer weiss…
      Liebe Grüsse und alles Gute
      Team Johannesburg

  5. Hoi Ihr Beiden
    Wir sind wieder zu Hause angekommen. Alles hat super geklappt, auch wenn wir bei euch mit etwas Verspätung angekommen sind. Wir genossen den Besuch bei euch sehr. Nochmals ein herzliches Dankeschön an Andy und Sandra für die riesige Gastfreundschaft. Es ist natürlich mega schön, dass ihr bei sooooo lieben Menschen leben dürft.
    Euer Freizeitprogramm ist ja fantastisch dank euren Gasteltern.
    Geniesst alles in vollen Zügen.
    Liebe Grüsse von Edith und Marcel

    1. Hoi Mami, Hoi Edith
      Vielen Dank nochmals, dass ihr uns besucht habt und es freut uns wirklich sehr, dass es euch so gefallen hat.
      Und ja, da hast du Recht, mit unseren Gasteltern können wir so viel Spannendes erleben.
      Alles Gute und bis bald
      Rouven & Urs

  6. Hallo ihr zwei
    Auch wir möchten uns nochmals ganz herzlich für die Gastfreundschaft von Sandra und Andy bedanken und natürlich auch für eure. Es war ein sehr schöner Besuch, den wir bei euch geniessen durften.
    Und ihr habt es wirklich megaschön bei euren Gasteltern und durftet schon viel mit ihnen erleben. Geniesst noch den letzten Monat!
    Wir wünschen euch noch viel Spass und grüsst bitte Andy und Sandra von uns:-)
    Liebe Grüsse Eli & Edi

    1. Hoi Eli
      Und auch wir bedanken uns nochmals, dass ihr uns besucht habt. Es war wirklich toll!
      Ich hoffe, ihr konntet Südafrika geniessen und schöne Eindrücke gewinnen. Wir werden den letzten Monat bestimmt geniessen.
      Gruss ausgerichtet – sie grüssen euch auch herzlichst zurück.
      Liebe Grüsse
      Urs & Rouven

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