6. Blog | Kruger, wir kommen

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Das lang ersehnte Wochenende ist endlich da! Von Freitag (04. November) bis und mit Montag ging es mit Andy und Sandra in den Kruger Nationalpark. Einer der wohl bekanntesten Nationalparks weltweit. Er umfasst mehr als 19’600 Quadratkilometer – mit allen Nebengebieten ist er sogar grösser als die gesamte Schweiz. «Immense Zahlen und hoffentlich auch immense Eindrücke, die wir hier erleben werden», dachten wir uns im Auto als wir am Freitagmittag losfuhren. Denn auch wenn der Kruger einer der wenigen Parks ist, in welchem man alle Big Five (= Elefant, Kaffernbüffel, Nashorn, Löwe und Leopard) bestaunen kann, so ist es nie garantiert, dass man diese auch während des Aufenthalts tatsächlich sieht. «Man kann fünf Tage auf Safari gehen und das Einzige, was man vielleicht sieht, sind Elefanten», erklärte uns Andy auf der Fahrt.
Nach zwei Stunden machten wir eine Pause in einem Restaurant und assen etwas. Danach ging es nochmals 2.5 Stunden auf der Autobahn weiter, auf der es heftig anfing zu regnen. «Hoffentlich hört dies morgen auf, denn sonst werden es drei lange Tage», sagten wir uns gegenseitig. Da unser Camp (Berg-en-Dal) gerade drinnen im Park war, sahen wir auf dem Weg dorthin bereits die ersten Kaffernbüffel, die inmitten des Gewitters friedlich grasten. Wir kamen ca. um 18:00 Uhr im Camp an und schliefen in den kommenden Nächten in einem kleinen Chalet (=kleines Häuschen mit Küche, Schlaf- und Badzimmer). Als wir alles ausgeladen und fix fertig eingerichtet haben, gab es noch Pasta mit Tomatensauce. Dann gingen wir mit viel Vorfreude ins Bett und hofften auf einen erfolgreichen kommenden Tag.

Tag 1

Um 04:30 Uhr krochen wir aus unseren Betten und frühstückten. Wir wollten nämlich früh dran sein, da die Tiere, wie in vorherigen Blogs schon erklärt, viel aktiver am Morgen als am Abend sind. Vor allem die Raubkatzen, auf die wir es besonders abgesehen haben. Um 05:00 Uhr liess Andy den Motor starten und wir fuhren los – nur zu dritt, da Sandra schon oft auf Safaris war und sie lieber ausschlafen wollte. Wir genossen den wunderschönen Sonnenaufgang, der mit den Impalas einfach nur atemberaubend aussah. Von denen hat es nämlich sehr viele, rund 130’000 Exemplare. Wir fuhren weiter und im Verlaufe der Fahrt sahen wir Elefanten, Giraffen, Zebras und jede Menge Vögel. Wir warteten schon eifrig darauf, dass wir Löwen, Leoparden oder gar Geparden sehen, wobei Letzteres wirklich sehr schwierig zu finden ist. «Auf dieser Strasse sah ich sicher einmal pro Aufenthalt einen Leoparden auf einem Baum» sagte uns Andy und wir waren extrem gespannt. Doch es kam nichts und wir fuhren weiter. Aber dann, plötzlich: Nashörner, direkt vor unserer Nase. Es sind zwar keine Leoparden oder Geparden, aber trotzdem sieht man diese Tiere eher selten. Vor allem so nahe, denn im Pilanesberg Nationalpark sahen wir sie nur von weitem. Sofort knipsten wir Fotos und es fiel uns auf, dass bei den Nashörnern die Spitze des Horns fehlte. Andy erklärte uns, dass die Mitarbeiter vom Kruger dies mit Absicht abschneiden. Denn wenn sie es nicht tun, kommen Wilderer in den Park, töten die Nashörner und schneiden das Horn ab, damit sie es auf dem Schwarzmarkt verkaufen können. Der Kilopreis von diesen Hörnern, welche ausschliesslich aus Keratin bestehen, ist nämlich höher als der Preis pro Kilo Gold und die Nashörner sind deswegen vom Aussterben bedroht. Traurig, dass sie aus diesem Grund die Hörner abschneiden müssen… Doch es ist besser so – zum Schutz des Tieres.
Als wir die Fotos gemacht haben, fuhren wir weiter. Wir verliessen die Nebenstrasse und bogen in eine andere ab. Auch dort war wieder keine Spur von Löwen, Leoparden oder Geparden. Andy hielt kurz an, um mit Urs auf der Karte nachzuschauen, wo wir sind. Rouven beobachte währenddessen das Geschehen. Und tatsächlich sah er etwas. «Da, eine Hyäne!», kam es aus dem Mund von Rouven geschossen. Sie kam aus einem Gebüsch heraus und lief auf der Strasse weiter. Sofort stellten wir den Motor ein und folgten ihr. Dabei bemerkten wir, dass sie immer joggt und nie rennt. Andy machte auf den Fakt aufmerksam, dass Hyänen eine sehr gute Ausdauer haben und sie stundenlang joggen können. Nach einer ca. 5-minütigen Fahrt bog sie ab und rannte in den Busch. Wir folgten dem Verlauf der Strasse und wenige Minuten später sahen wir etwas Neues: Drei Wildhunde, welche mitten auf der Strasse lagen. Wildhunde sind sehr selten gesehene Tiere, umso grösser war natürlich die Begeisterung bei uns. Nachdem wir ein paar Mal mit der Kamera abdrückten, kamen noch weitere hinzu, bis man schliesslich 7 Hunde auf einem Fleck sah. Einer von ihnen trug ein Halsband, damit die Mitarbeiter wissen, wo sich die Hunde im Park befinden. Da sie in Rudel unterwegs sind, genügt ein Halsband für einen Wildhund. Wir sahen, wie sie spielten und um ein kleines Essen stritten. Es war irgendeine Art von Vogel, wir konnten es nicht identifizieren. Als dann auch die Wildhunde wieder in den Busch verschwunden sind, fuhren wir noch 10 Minuten weiter, kehrten um und machten uns wieder auf den Rückweg. Auf dem Weg zurück konnten wir noch eine Gruppe von weiblichen Wasserböcken sehen. Sehr schöne Tiere!
Zuhause angekommen, füllten wir wieder unsere Mägen und machten eine grosse Pause. So gegen Mittag setzten wir unsere Safari fort, diesmal zu viert. Wir fuhren in das nächstgrössere Dorf, genauer gesagt nach Skukuza, welches ca. 2h von uns entfernt war. Auf dem Weg dorthin konnten wir, bis auf Elefanten, Giraffen und Vögel, keine Tiere mehr sehen. War auch verständlich, da die Sonne mit ca. 38 Grad Celsius komplett auf die Strasse knallte. An diesem Tag war es das komplette Gegenteil, was der Wetterbericht vorhersagte.
Als wir in Skukuza ankamen, nahmen wir noch eine Zwischenverpflegung ein, genossen die Aussicht und machten uns nach einem 1.5-stündigen Aufenthalt wieder auf den Rückweg. Auch auf diesem Weg, konnten wir nichts Neues oder Seltenes sehen. Als wir zu Hause angekommen sind, wurde es schon langsam dunkel und wir bereiteten das Abendessen vor: Spareribs mit Salat und Brot. Es war sehr lecker und als wir alles abgeräumt haben, gingen wir erschöpft ins bequeme Bett.

Tag 2

Wir fuhren wieder zu dritt um 05:00 Uhr los. Es war schon jetzt deutlich kälter, als am vorherigen Tag und wir waren alle mit Jacke oder Pullover ausgestattet. Wir fuhren wieder auf den gleichen Strassen und sahen auch in etwa die gleichen Tiere wie gestern. Wir entschieden uns, dass wir am Morgen, aufgrund der Aktivität der Tiere, länger fahren werden, damit wir erst wieder um 11:00 Uhr zu Hause sind. Dies machten wir auch und wir fuhren sehr weit. Dann schaute Andy auf sein Handy, da jemand von mehreren hundert Personen im Kruger-Gruppen-Chat etwas geschrieben hatte: «Gruppe von Löwen, Sicht 5/5, nahe Malelane». Malelane war direkt bei uns in Berg-en-Dal und wir machten uns sofort auf den Weg.
Als wir angekommen sind, war weit und breit nichts von Löwen zu sehen. Es waren auch nirgendswo viele Autos auf einem Fleck – das ist typisch, wenn es gut sichtbare Löwen gibt. Wir fragten einen Mitarbeiter und der erklärte uns, dass dieses «nahe» bei Malelane von der Person gar nicht so nahe war. Es war einfach das nächste Camp verglichen mit den anderen. Schliesslich und ein bisschen enttäuscht fuhren wir zum Ausgang, da es dort eine Brücke gab, von der man eine schöne Aussicht geniessen konnte. Da sahen wir Nilpferde, zwei Krokodile und Vögel. Vor allem die Krokodile freuten uns sehr, da wir, bis auf den Zoo, noch keine gesehen hatten. Danach fuhren wir wieder zurück, bis wir plötzlich vor uns etwas sahen: Ein Leopard, der direkt über die Strasse lief. Wir hielten sofort an. Er verschwand direkt zwischen zwei Sträucher und wir konnten ihn nur sehen, weil wir genau wussten, wonach wir schauen müssen. «Man kommt fünf Minuten später und hat keine Ahnung, dass hier ein Leopard in der Nähe ist. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.», sagte uns Andy. Und es stimmte auch, denn wir waren das einzige Auto, das angehalten ist, und ins «Leere» blickte. Nur halt das dort nichts Leeres, sondern ein Leopard war. Nachdem wir den Leoparden bestaunt haben, ging es zurück zu unserem Chalet. Wir assen etwas und machten dann ein dreistündiges Nickerchen, da wir sehr müde waren. Nachdem wir wieder auf den Beinen standen, jassten wir noch mit Andy und Sandy zusammen. Dann gab es «Chäs-Fondue», was uns sehr schmeckte. An diesem Tag assen wir früher, da wir am Abend noch etwas vorhatten… eine Nachtfahrt!

Nachtfahrt

Am Abend des zweiten Tages (06.11.2022) buchten wir eine Nachfahrt (von 20:00 Uhr – 22:00 Uhr) auf einem klassischen «Safari»-Wagen. Da sich neben uns nur zwei andere angemeldet haben, waren wir mit dem Fahrer zusammen insgesamt 5 Leute und von daher ziemlich privat unterwegs. Wir wurden mit Lampen ausgestattet, damit wir abends in den Busch leuchten und auf Tiere hoffen können. Und dies funktionierte auch hervorragend: In den ersten zehn Minuten konnten wir bereits drei (Elefant, Büffel und Nashorn) von den Big Five sehen. «Vielleicht können wir auf dieser Fahrt endlich Löwen begutachten», dachten wir uns. Wir fuhren weiter und es kam, bis auf ein Nilpferd, eine Weile nichts mehr. Dann, ganz plötzlich, rief der Fahrer: «Lions, Lions!» Er drückte noch ein wenig aufs Gas, damit wir sie besser sehen konnten. Da lagen sie also, direkt neben uns an der Strasse. Fünf Weibchen, ein Männchen und ein kleines Löwenbaby. Das war das erste Mal, dass wir Löwen sahen. Es war extrem eindrücklich und absolut wunderbar. Ganz verdutzt und friedlich schauten sie uns an. Einige von euch denken vielleicht, warum sie uns nicht attackiert haben, da der Wagen ja offen war. Das liegt daran, dass sie den Wagen mit uns Menschen drin als ein ganzes Objekt sehen und sie sich zudem an die Autos gewöhnt sind. Wir merkten uns die Stelle und fuhren wieder zurück ins Camp. Voller Freude erzählten wir Andy und Sandra, was wir alles gesehen haben. Danach ging es erneut früh ins Bett, damit wir am nächsten Tag wieder fit waren.

Tag 3

Nächster Tag, selbe Zeit. Dies war unser letzter Aufenthaltstag im Kruger. Wir haben bereits alle Big Five gesehen, das hiess aber noch lange nicht, dass dieser Tag langweilig war. Im Gegenteil: Wir fuhren wieder zu dieser Stelle, bei der wir gestern die Löwen sahen. Doch bevor wir dort überhaupt ankamen, sahen wir auf der anderen Seite bereits eine Gruppe von Löwen. Uns fiel vor allem das junge Männchen auf und schliesslich realisierten wir, dass das wahrscheinlich die gleiche Gruppe von gestern war. Über die Nacht sind sie sicherlich weitergezogen und haben sich hier niedergelassen. Andy erklärte uns, dass sie normalerweise auf der Strasse und nicht im Busch weiterziehen, damit sie keine Zecken aufsammeln und der Teerboden vom vorherigen Tag schön aufgewärmt ist. Nach den Löwen konnten wir nicht mehr viel Neues sehen – wir haben ja auch schon sehr viel gesehen. Als wir kehrt machten, bogen wir in eine neue Nebenstrasse ab und was sahen wir wohl da? Richtig, nochmals Löwen. Eine neue Gruppe, welche ebenfalls am Strassenrand faulenzte. Wir waren sehr verwundert und überrascht, dass wir an diesem Tag zwei Rudel sahen aber an den anderen Tagen (bis auf die Nachtfahrt) gar keine. Umso glücklicher waren wir aber, dass wir sie endlich sehen konnten. Es sind schon sehr schöne, eindrucksvolle und mächtige Tiere.
Als wir auch dieses Rudel abfotografiert hatten, fuhren wir wieder zurück ins Camp. Wir packten alles und um 11:00 Uhr verliessen wir «Berg-en-Dal». Auf unserem Weg zum Ausgang gab es aber noch ein weiteres Highlight: Wir bemerkten einen grossen Stau auf der Hauptstrasse und alle hielten ihre Kamera auf die linke Seite. Schliesslich konnten wir es auch sehen. Ein Leopard, welcher klassisch auf einem Baum sass und herunterblickte. Durch die Punkte, welche auf seinem Fell aufgetragen sind, wirkt er so mystisch und schön. Auch wir holten unsere Kameras heraus und fotografierten. Plötzlich kletterte er hinunter und überquerte die Strasse – direkt vor unserem Auto bzw. zwei Meter von uns entfernt. Was für ein Glück wir nur hatten! Danach verliessen wir endgültig den Park und fuhren nach Hause. Ein riesiger Dank an Andy und Sandra für dieses grossartige Abenteuer – es war ein unglaubliches Erlebnis!

Alle Bilder

10 Kommentare

  1. Heyhey sooo schöö..vielä Dank för dä mega tolli Briicht ond diä schöne Bilder..sehr spanned..warte scho uf dä nöchscht..grüessli us Tüüfe Martina

  2. Sooo tolli Bilder und Kommentare.Mär häts Gfühl grad däbi zsiii.Sicher für Alli än unglaublich intressanti,eimaligi Sach.Wieter soo.grüessli us jenaz

  3. Hoi Rouven, Hoi Urs

    Nach dem Motto „besser spät als nie“ gibt’s jetzt auch von mir noch ein Textli.
    Zuerst gratuliere ich euch zu eurem coolen Blog. Jeder der bisherigen Beiträge ist super interessant und mega ausführlich – einfach Hammer. Ich wollte eigentlich zuerst nicht kommentieren, weil ich euch die zusätzliche Arbeit für euere Antwort ersparen wollte 😉

    Ganz toll auch die Bilder vom Kruger Nationalpart (Nashorn!). Die verschiedenen Tiere live in freier Wildbahn zu beobachten, ist etwas wunderschönes. Ich hoffe, dieses Erlebnis wird euch immer in bester Erinnerung bleiben.
    Geniesst noch die restlichen Tage – aber auch das Arbeiten bei Bühler nicht ganz vergessen 🙂

    Bis bald – Roman

    1. Hoi Götti
      Vielen Dank, dass du kommentiert hast. Es freut uns sehr, dass dir dieser Beitrag so gefällt.
      Der Kruger ist wirklich empfehlenswert und lohnt sich jederzeit – das werden wir nie vergessen.
      Ja, wir werden die letzten Tage noch geniessen, denn in zwei Wochen sind wir ja schon wieder in der Schweiz.
      Bis bald
      Team Johannesburg

  4. Herzlichen Dank für den unglaublich interessanten Bericht und die Fotos.
    Richtig spannend, was ihr alles elebt und gesehen habt.
    Ich freue mich schon auf die nächsten Erlebnisse.
    Liebe Grüsse Rita

  5. Hoi Rouven

    Mega cooler Bericht, danke vielmals für das Schildern der Eindrücke und die Bilder. Fantastisch, diese Tiere von so nahe erleben zu dürfen.

    No e gueti Ziit und bis bald.

    Liebe Grüsse
    Siri😁

    1. Hoi Siri
      Ah das freut uns, dass dir diese Bilder und Eindrücke so gefallen haben.
      Musst auch mal gehen – ist ein echtes Highlight!
      Bis bald und liebe Grüsse aus Südafrika

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