7. Blog | Die letzten Wochen

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Wie die Zeit vergeht. Nur noch ein paar Tage und dann sind wir schon wieder in der Schweiz. Am 16.12.2022 hebt unser Flieger ab. Doch bis dahin möchten wir selbstverständlich noch Weiteres von Südafrika sehen.

Durban

Nach dem Kruger Nationalpark besprachen wir unsere weiteren Ziele. Andy und Sandy erzählten uns, dass sie eine Wohnung in Durban haben und ab und zu dort Ferien machen. Sandy hatte auch schon aufgrund ihres Berufs mehrere Monate dort gelebt. Von daher beschlossen wir, am Freitag, dem 18. November, zu viert nach Durban zu fliegen. Wir lösten auch einen unserer Jokertage ein, damit wir bis und mit Montag dort unsere Zeit verbringen können.

Der Flug war angenehm und kurz, knapp 50 Minuten. Macht ja auch Sinn, da es ein Inlandflug war und Durban ca. 500 km von Johannesburg entfernt ist (Luftlinie).
Sobald wir angekommen sind, liefen wir zu unserem gemieteten Auto und fuhren los. 40 Minuten später haben wir Andys Appartement erreicht. Es ist eine wirklich schöne Wohnung und man hat eine super Aussicht auf das Meer. Im Verlaufe des Tages kauften wir das Fleisch und weitere Zutaten für das Abendessen ein. Nach dem Einkauf gingen wir zusammen mit Andy (Sandra blieb in der Wohnung) zum Strand. Natürlich nahmen wir unsere Badehosen mit und sprangen ins Wasser, auch wenn das Wetter nicht gerade dafür geeignet war. Es war an diesem Tag nämlich bewölkt und ab und zu regnete es. Wir merkten was für ein Unterschied ein Ozean im Gegensatz zu einem Meer hat. Die Wellen sind viel höher und wir haben noch nie solche starken Wellen in echt mit unseren eigenen Augen gesehen und mit dem Körper gefühlt. Zudem ist der indische Ozean viel wärmer als andere Meere und Ozeane. «In Kapstadt hat man den atlantischen Ozean und da ist es deutlich kälter», so Andy. Wir schwammen glücklich hin und her, wobei Andy auf uns aufpasste. Denn der Ozean wird sehr schnell sehr tief, sobald man weiter hinausschwimmen möchte. Und aufgrund der starken Wellen kann man auch ungewollt weiter hinausgezogen werden. Der indische Ozean hier in Durban ist auch einer von den Ozeanen, in denen Haie und Wale relativ nahe an das Ufer kommen. Andy hatte früher bereits schon mit seinem Feldstecher Wale, welche an die Wasseroberfläche kamen, von seiner Wohnung aus gesehen – einfach mega!
Wie dem auch sei. Nach dem Wasserplanschen trockneten wir uns ab und gingen zurück in die Wohnung. Wir duschten anschliessend und danach wurde gegrillt. Es gab wieder einmal Braai mit Mais und es war köstlich. Danach liessen wir den Abend mit Gesprächen ausklingen und gingen ins Bett.

Am nächsten Tag brunchten wir am Morgen. Danach fuhren wir zu viert zu einem Restaurant, um Sandy abzuladen, da sie sich mit ihren Freundinnen verabredet hat. Wir fuhren zusammen mit Andy in die Grossstadt Durban. Unser Ziel war es, das Moses-Mabhida-Stadion, welches für die WM 2010 gebaut wurde und auch jetzt immer noch gebraucht wird, zu besichtigen. Quer über dem Stadion ist eine riesige Stahlkonstruktion angebracht, die sogar von einer Schweizer Firma konstruiert wurde. Auf der einen Seite kann man die Treppe hochlaufen, auf der anderen Seite fährt man mit einem Lift hoch. Bei beiden hat man zuoberst einen riesigen Ausblick und kann direkt ins Stadion schauen. Doch diese Vorstellung blieb in unserer Vorstellung: Alles war geschlossen, nichts läuft mehr. Der Grund: Covid. Wir merkten, dass Andy wütend war und wir konnten es auch nicht ganz verstehen. Dieses Land hat ein ernsthaftes Problem, wenn es darum geht, etwas wieder zu reparieren oder neu aufzubauen. Es hätte ein so grosses Potenzial mit all dem, was es bieten kann und zur Verfügung hat. Aber sobald etwas kaputt ist oder nicht mehr funktioniert, dann belässt man es auch dabei. Würden sie diesen Lift und die Treppe wieder in Betrieb nehmen, dann wäre das ein immenses Tourismusmagnet, welches viel Geld in die Kasse bringen würde. Das Einzige, was jetzt läuft und was man buchen konnte, war eine bezahlte 45-minütige Stadiontour, welche von einem Guide begleitet wird. Und darauf hatten wir ehrlich gesagt alle keine Lust.
Aus diesem Grund fuhren wir weiter zum «uShaka Sea World»-Park, bei dem wir viele Fische und Haie in grossen Aquarien bestaunen konnten. Es war extrem schön. Doch das Highlight dieses Tages kam noch: Eine Delfinshow, welche wir gebucht hatten. Es sieht so eindrücklich aus, wie diese Kreaturen Kunststücke vollbringen und eine perfekte Show darlegen. Es gefiel uns sehr. Gleichzeitig fragten wir uns aber, wie gut diesen Delfinen nach der Show geschaut wird, ob sie viel zu kleine Lebensräume haben und, und, und. Nach der Aufführung fing es heftig zu regnen an, wir liefen zurück zu unserem Auto und fuhren los zu Sandy und ihren Freunden. Dort angekommen regnete es immer noch in Strömen und wir bemerkten, dass nur noch eine ihrer Freundinnen hier war. Wir setzten uns also alle dazu, bestellten italienische Gerichte und verbrachten den frühen Abend in diesem Restaurant. Danach fuhren wir wieder zu unserer Wohnung, wo ein Jass-Match auf uns wartete. Nach dem Jassen gingen wir früh ins Bett, denn wir wollten morgen früh aufstehen, da wir den Sonnenaufgang sehen möchten.

Am Sonntag standen wir um 04:30 Uhr auf, da die Sonne bei uns jetzt deutlich früher auftaucht als bei euch zu Hause. Der Sonnenaufgang direkt am Meer war so fantastisch – wir dachten, wir wären auf Wolke 7. Es war wirklich wunderschön und wir wussten jetzt schon, dass wir dies in der Schweiz extrem vermissen werden. Nach dem Sonnenaufgang  krochen wir wieder ins Bett und schliefen noch ein paar Stunden. Danach gab es wieder ein ausgewogenes Frühstück mit Rührei, Brot, Speck usw.
Anschliessend machten wir uns erneut zu viert auf dem Weg zu einer Mutprobe: Ein Slide über die Oribi Gorge Schlucht.
Als wir ankamen, merkten wir, dass es relativ versteckt ist und nicht so viele Leute vor Ort sind. Aber dies hielt uns nicht davon ab. Wir überquerten zuerst eine schaukelnde, unserer Meinung nach nicht so sichere Brücke, und kamen am Spot an. Dort wurde uns der Gürtel angezogen und wenige Minuten später konnte Rouven auch schon loszischen. Die Aussicht in diese riesige Schlucht war einfach nur spitze! Danach war Urs an der Reihe und auch ihm gefiel es sehr. Wir müssen aber auch zugeben, dass wir hier nicht das gleiche Gefühl hatten, wie beim Bungee-Jumping. Ist auch klar, denn Bungee-Jumping ist schon eine Liga für sich. Andy und Sandra fuhren mit dem Auto um die Brücke herum und filmten bzw. fotografierten alles.
Nach unserem Schwung, nahmen alle ein Eis und anschliessend fuhren wir weiter. Das nächste und letzte Ziel an diesem Tag war ein Besuch bei Freunden von Andy und Sandra. Als wir ankamen, begrüssten wir alle, tranken etwas und Urs wie auch Rouven sprangen noch in den Pool. Anschliessend wurden wir zum Essen eingeladen. Es gab Wildfleisch mit verschiedenen Beilagen und es war wieder mal sehr lecker. Im Verlaufe des späten Nachmittags erzählten wir Geschichten und haben viel gelacht. Es war ein sehr schöner Abend. Danach verabschiedeten wir uns, bedankten uns für die Gastfreundschaft und fuhren schliesslich nach Hause zu unserer Wohnung zurück.

Am Montag schliefen wir alle aus und unternahmen nicht mehr all zu viel. Wir gingen wieder zu dritt an den Strand und wollten so gegen Mittag baden. Als wir einige Minuten im Wasser verbrachten, kam ein Life Guard vom Strand und teilte uns mit, dass wir besser aus dem Wasser gehen sollten. Der Grund dafür war, dass einige Bürger, welche am Fluss leben, ihren ganzen Müll in diesen Fluss entsorgten (auch Kot etc.). Und genau dieses Gewässer läuft in den Ozean. Wir alle waren verärgert darüber und fanden es sehr schade. So gingen wir ein bisschen enttäuscht wieder in die Wohnung. Wir assen noch etwas und am Nachmittag hiess es schon wieder «Goodbye Durban».
Auch auf dem Rückflug passierte nichts Spannendes und wir kehrten mit tollen Eindrücken zurück zu unserem Haus. Auch für diese Zeit in Durban möchten wir Andy wie auch Sandra herzlich danken. Durban hat eine wundervolle Natur und sieht ausgesprochen schön aus!

Apartheid-Museum

Am Sonntag, dem 27. November, ging es ins Apartheid-Museum, welches gerade direkt neben Gold Reef City ist (dort waren wir mit Mondli im Blog «Leben, Events und mehr» <= Verlinkung machen). Wir liefen durch das Museum und lasen einige Berichte, die an der Wand hingen.
Die Apartheid war ein sehr dunkles Kapitel für die schwarze Bevölkerung. Verschiedene Landsleute aus dem Norden (Briten, Niederlande, etc.) kamen vor über 200 Jahren nach Südafrika und bildeten Kolonien. Nach Inlandskriegen wurde 1910 die Südafrikanische Union gegründet, bei der die Regierung nur noch aus Weissen bestand. Was folgte war eine Rassentrennung, welche nach dem 2. Weltkrieg strikte durchgesetzt wurde und den Übernamen «Apartheid» erhielt. Nur die Weissen durften gewisse hochwertige Strände, Bars, Restaurants, Toiletten oder Busse benutzen. Die Schwarzen bekamen immer weniger Rechte. Sogar in der Schule war dies der Fall. Wir sahen im Museum ein Bild, wie die Dunkelhäutigen damals unterrichtet wurden. Keine Tische, keine Stühle, keine schlaue Bildung – einfach nichts. Man wollte im Land die Sprache Afrikaans (welche von den Weissen gesprochen wurde) sowie Englisch durchsetzen und alle anderen Sprachen entfernen. Es kam sogar so weit, dass 1963 die Schwarzen in sogenannte «Townships» (= ein Stadtteil der aus Häuschen aus Blech oder sonst irgendwelchem gefundenen Schrott gebaut wurde, bestanden) umgesiedelt wurden, da die Städte für die Weissen reserviert waren. Man zettelte immer wieder Streiks und Aufstände an, bei denen das Militär meistens strikt durchgriff. Es war eine sehr schlimme Zeit. Doch einer stellte sich dieser Rassentrennung vehement entgegen. So stark, dass er 27 Jahre lang im Gefängnis war. Die Rede ist natürlich von Nelson Mandela, welcher 1993 zum Präsidenten gewählt wurde. Zuvor wurde nämlich, der vor ihm amtierende Präsident gewählt (Frederik Willem de Klerk), welcher Mandela 1990 aus der Gefangenschaft befreite. Nachdem man Nelson Mandela gewählt hat, welcher zudem der erste schwarze Präsident überhaupt in Südafrika war, wurde die Apartheid aufgehoben und die Schwarzen wurden komplett den Weissen gleichgestellt.
Alles gut, oder? Nicht ganz, da es danach weitere Aufstände und tödliche Auseinandersetzungen zwischen schwarzen Volksgruppen gab, da die einen z.B. kein Mitspracherecht in der Regierung hatten. Es gab auch Auseinandersetzungen, bei der der Spiess umgedreht wurde und die Weissen von den Schwarzen bedroht wurden.
Nun denn: Dies alles geschah erst vor knapp 30 Jahren, was gar nicht weit weg ist. Wir finden es gut, dass solche Museen weiterhin stehen bleiben, damit die Menschen dies alles ansehen und verstehen können. Keinesfalls sollte man diese geschichtlichen Denkmale abbauen oder abschaffen, mit der Ausrede, dass dies in der Vergangenheit war und man nach vorne blicken möchte. Dies ist ein grosser Teil der südafrikanischen Geschichte.
Doch so wie es dieses Museum gibt, so sind wir auch der Meinung, dass es in Zukunft auch ein Museum geben sollte, das zeigt, was in der heutigen Zeit gerade passiert. Die Regierung ist bestechlich, man treibt nichts voran, grosse Reparaturen werden einfach ignoriert, der Strom schaltet manchmal trotz freiem Loadshedding-Tag einfach ab, die Krankenkasse funktioniert nicht richtig, Shops werden geschlossen usw. Es wirkt für uns wie ein schönes Kartenhaus, das langsam in sich zusammenbricht. Etwas das Nelson Mandela sicherlich nicht wollte. Das Land wäre nämlich so schön und es hätte ein Riesenpotenzial!

Bühler-Weihnachtsevent

Ein weiterer Event von Bühler stand an. Weihnachten steht vor der Türe und die Event-Organisatoren von BJHB (=Bühler Johannesburg) haben sich wieder mal etwas sehr Cooles einfallen lassen. Am Freitag, dem 2. Dezember, startete es. Üblicherweise hören wir an diesem Wochentag jeweils um 13:00 Uhr auf zu arbeiten. Aber an diesem Datum liefen wir schon um 12:00 Uhr aus dem Geschäft, überquerten die Strasse und versammelten uns alle unter einem grossen Zelt auf einer Wiese. Zuvor hatte jeder am Vormittag ein kleines Säckchen geschenkt bekommen, in dem ein T-Shirt, eine Tasse, eine Cap, ein Notizblock und ein Brief drinsteckte.
Rachel erklärte vorne am Mikrofon, wie dieser Nachmittag ablaufen würde und holte Harry dazu. Er ist der Chef von Bühler Johannesburg. Der gab mit anderen Mitarbeitern die Umsätze von den verschiedenen Aufträgen, welche BJHB über das Jahr bekommen haben, bekannt. Des Weiteren erklärte er, dass dieses Jahr herausragend für BJHB war. Nach diesen tollen Neuigkeiten begann Rachel mit den «Treue»-Auszeichnungen. Dabei bekamen einige eine Auszeichnung, weil sie schon seit 5 Jahren bei BJHB arbeiten. Andere bekamen die Auszeichnung für 10 Jahre etc. Doch die grösste Auszeichnung bekam ein Mitarbeiter, welcher seit 25 Jahren bei Bühler in Johannesburg arbeitet! Alle konnten anschliessend ein Foto mit Harry machen. Danach rief Rachel sogar Urs und Rouven auf und erklärte dem Publikum, dass wir 3 Monate hier waren, eigentlich bei den Bühler Standorten in der Schweiz arbeiten und Pap (südafrikanischer Brei) über alles lieben. Uns wurde ein weiteres T-Shirt geschenkt und auch wir durften uns mit Harry fotografieren lassen.
Nachdem alle ausgezeichnet wurden, begann der gesellige Nachmittag. Man konnte Burger essen und hatte verschiedene Bons für unterschiedliche Getränke. Als Freizeitaktivität gab es «Bullriding», Tischfussball und Jenga, welche wir natürlich alle ausprobierten. Natürlich lief im Hintergrund Musik und man konnte jederzeit tanzen.
Es war ein super Nachmittag respektive Abend und wir danken allen Organisatoren, dass sie dieses Event auf die Beine gestellt haben. Wir fühlen uns hier extrem gut aufgehoben und sehr wohl!

2 Kommentare

  1. Hallo ihr zwei, Nun ist doch die Zeit in Afrika schon vorbei. Eigentlich schade, ich habe eure Berichte voller Begeisterung gelesen.
    Wer weiss, vielleicht zieht es euch wiedermal dorthin.
    Ich bedanke mich ganz herzlich bei euch für die spannenden Berichte, ich durfte jedesmal ein bisschen dabei sein.
    Nun wünsche ich allen frohe Weihnaten, und einen guten Heimflug. Herzliche Grüsse Rita

    1. Hallo Rita
      Danke für diese Rückmeldung.
      Ja wer weiss, vielleicht zieht es uns einmal nach Südafrika. Sag niemals nie.
      Auch dir schöne Weihnachten.
      Bis bald
      Gruss

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